Prominenter Besuch einer Ausstellung und eine beeindruckende Lesung charakterisierten den Tag des offenen Denkmals

Lesung News

Stolz vermeldet der Träger- und Förderverein die Visite des Regierungspräsidenten von Unterfranken, Paul Beinhofer. Am Sonntag war er in der ehemaligen Synagoge als Besucher der Ausstellung der Bilder von Harald Knobling und um die ehemalige Synagoge und die freigelegte Mikwe zu besichtigen. Dabei sprach er dem Verein seine „hohe Anerkennung für die mühevolle und konsequente Arbeit zur Bergung und Bewahrung dieses wichtigen Zeugnisses jüdischen Lebens in Unterfranken“ aus. Auch die übrigen Besucher lobten, dass die düsteren Darstellungen von Folgen des Krieges und der Gewalt in dem bröckelnden Gemäuer einen adäquaten Rahmen gefunden hatten.

Traditionsgemäß schloss der Tag mit einer Lesung. Heuer las Maiken Tappe, eine Schülerin des Gymnasiums Marktbreit, aus den Briefen, die ein 15-jähriges Mädchen aus Marktbreit 1939 bis 1940 aus Brüssel geschrieben hatte. Darin drückte sie ihre Sorge um ihre noch in Deutschland auf ihre Auswanderung wartenden Eltern in bewegenden Worten aus und berichtet über ihre verzweifelten Rettungsbemühungen und ihre eigen missliche Lage. Von der Dynamik der Texte und der Dramatik der Ereignisse mitgerissen, gelang es der Abiturientin ohne aufgesetzte Sentimentalität und ohne falsches Pathos mit raschem Tempo die Texte so authentisch zu lesen, dass keiner der gut 50 Hörer unbeeindruckt bleiben konnte. Als Abschluss hatten die Schüler das Foto eines Stolpersteins vor ihrem Elternhaus in der Marktbreiter Schustergasse eingeblendet. Darauf steht: „Hier wohnte Susi Hanne Lauber Jg 1925 Deportiert 1942 Izpica 1942 ???“ Brüssel war kein sicherer Zufluchtsort gewesen. Der genaue Tag ihrer Ermordung ist unbekannt.

Im Anschluss an die Lesung trat Pfr. Hans Schlumberger ans Podium und begann seinen Beitrag mit der Bitte um „ein paar Atemzüge des Gedenkens“ für die Ermordeten.Dann gab er Grüße und gute Wünsche von Nachkommen der Laubers an die Zuhörer weiter. So wurde der Abend unausgesprochen zu einer Demonstration gegen Rassismus und Intoleranz für Versöhnung und Hoffnung; nicht zuletzt durch das Engagement der Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums.