Die ehemalige jüdische Kultusgemeinde

Über den Ursprung und die Geschichte der jüdischen Gemeinde ist wenig bekannt. 1668 hat sich der erste Jude mit einem Schutzbrief des Markgrafen von Ansbach  im Ort angesiedelt. Pfarrer Hoffmann, der dies in seiner Chronik überliefert und aus dem Schutzbrief zitiert, schreibt : „Mit dessen [des Markgrafen] Schutzbriefen konnten sie [die Israeliten] sich wieder ansiedeln.“ Daraus lässt sich schließen, dass es bereits vorher Juden in Obernbreit gegeben habe. Quellen darüber sind spärlich und nicht immer eindeutig. 1817 wurden 26 Haushalte in die Judenmatrikel für Obernbreit eingetragen. Wie nicht anders zu erwarten, waren sie ausschließlich im Handel tätig. Als „Erwerb“ ist in den Matrikeln angegeben: Viehschmuser, Viehhändler, Spezerei- und Lederhandel, Handel mit altem Eisen, Weinhändler, Handel mit Kurzwaren und Geldgeschäfte. 1825 wurde in einem Nachtrag ein Neuzugang registriert. Sein Beruf: „Landbau“.

Zur reichen Oberschicht haben die Händler und Schmuser sicher nicht gehört. Die Weinhändler und diejenigen, die Geldgeschäfte betrieben, konnten in dem Ort, in dem viele Kleinbauern und Tagelöhner lebten, eher der Mittelschicht zugeordnet werden. In jedem Fall waren die jüdischen Mitbürger ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, was auch Pfr. Hoffman auf Grund der ihm vorliegenden Quellen anerkennt, indem er schreibt: „An dem sich ausbreitenden Handel waren die Israeliten nicht unbeteiligt“.

Im Großen und Ganzen scheinen die Beziehungen zwischen den Bevölkerungsteilen unproblematisch gewesen zu sein. Um 1830 waren etwa 13 % der Bevölkerung Obernbreits Juden. Sie hatten neben der 1748 erbauten Synagoge eine eigene Schule mit von der Kultusgemeinde bezahltem Lehrer sowie einen besoldeten Schächter und Vorsänger. Es war die Blütezeit der jüdischen Gemeinde. Die Aufhebung der Zuzugsbeschränkungen in Bayern von 1867 und die neuen Verkehrswege führten  dazu, dass viele Juden in die Städte zogen. Der Wandel vom Landjuden zum Stadtbürger bewirkte, dass die jüdische Bevölkerung auch in Obernbreit kontinuierlich abnahm. Am 27. April 1911 erschien in der Zeitschrift „Der Israelit“ folgende Anzeige: „Synagogeneinrichtung. Infolge Auflösung der Kultusgemeinde Obernbreit wird die innere Einrichtung der dortigen Synagoge, bestehend in sehr gut erhaltenen Männer- und Frauenständen, Almemor, Steinverkleidung des Oronhakodesch und 1 Lüster etc. billig abgegeben.“ Dieses Inserat markiert das Ende der jüdischen Kultusgemeinde Obernbreit (Quellen und weitere Informationen: Almannia Judaica, Mehr als Steine Band III 2/2 –  unter dem Teil Marktbreit).

Die Anzahl der Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens ging weiter zurück. Über das Miteinander der Glaubensgemeinschaften war bei einer Befragung von Zeitzeugen im Jahr 2006 für die Jahre vor 1933 nur Positives zu eruieren. Nicht ganz in dieses friedliche Miteinander passt allerdings ein Eintrag in das Protokollbuch des Obernbreiter Ortsvereins der SPD über eine außerordentliche Sitzung vom 20. April 1920: „ Punkt 2 Die Judenhetze, Es wurde zu diesem Punkt Stellung genommen und eine Resolution gefast [sic], daß die Versammlungen des Schutz- und Trutzbundes zu verwerfen sind und diese aufs entschiedenste zu bekämpfen sind.“ Unklar ist, ob es sich bei der Hetze um ein örtliches Phänomen handelte, oder ob es um das allgemeine politische Klima in Deutschland ging. Erst nach 1933 sollen nach den erwähnten Befragungen die wenigen 1933 noch hier lebenden Juden boykotiert, gedemütigt  und  schikaniert worden sein. Elisabeth Gallinger, Sofie Zimmern und die Brüder Rudolf und Leopold Sänger waren die letzten Juden Obernbreits. Sie wurden 1942 deportiert. Die beiden Brüder wurden in Theresienstadt ermordet. Sofie Zimmern konnte mit etwa 12.000 weiteren von der SS freigekauften Häftlingen über die Schweiz nach Palästina entkommen.