Das Dorf Obernbreit
»Obernbreit, ein schöner fränkischer Ort am Breitbach«
(Roman Herzog, ehem. Bundespräsident)
Landwirtschaft und Weinbau prägen das schmucke Dorf im Breitbachtal im »Vorsteigerwald«. Mit den Siedlungen aus der Bandkeramikzeit (5000 v. Chr.) und der Hallstattzeit (500 v. Chr.) beginnt die lange und wechselvolle Geschichte des Dorfes, das heute etwa 1800 Einwohner zählt.
Dem Übergang der Handelsstraße Würzburg–Ochsenfurt–Nürnberg über den Breitbach verdankt Obernbreit seinen Ursprung und Namen (broitebrod = slaw. Furt). Als Lehenbesitz der Grafen von Castell 1258 erstmals urkundlich erwähnt, kam Obernbreit bereits 40 Jahre später an die Herren von Hohenlohe. 1448 erwarb der Markgraf von Ansbach die sechs Maindörfer (Obernbreit, Martinsheim, Gnodstadt, Oberickelsheim, Marktsteft und Sickershausen).
Im 16. Jahrhundert teilten sich das Domstift zu Würzburg, die Herren von Seinsheim, von Seckendorf und von Wallenfels-Lichtenstein, die Schwarzenberger und die Markgrafen von Ansbach die Dorfherrschaft zu Obernbreit. Die markgräflichen Oberschultheißen zu Creglingen und zu Obernbreit (1607 – 1730) übten die Halsgerichtsbarkeit über die sechs Maindörfer aus.
Von der Macht und dem Reichtum der drei »großen« Dorfherrn zeugen noch heute das prächtige Renaissance-Rathaus (1610) und die prächtigen Amtshäuser des Domstifts, der Schwarzenberger und der Markgrafen von Ansbach. Sie waren der Sitz der Schultheiße, die, von der jeweiligen Herrschaft als Gerichtsherrn und Verwalter ihres Besitzes eingesetzt, bei den Ratssitzungen zu Obernbreit gemeinsam den Vorsitz führten. Im prächtigen Renaissancebau des Rathauses, am Platz verschiedener Vorgängerbauten unter Mitwirkung des Steinmetzes und Baumeisters Hans Kesenbrod aus Segnitz 1610 errichtet, sind heute die Gemeindeverwaltung, ein Informationszentrum und der Sitzungssaal untergebracht. Der Bürgersaal bietet Platz für gesellige und kulturelle Veranstaltungen. Mit dem Umbau und der Renovierung des Rathauses im Jahre 2003 schuf sich die Gemeinde ein repräsentatives Zentrum.
Die 1731–1733 errichtete barocke St. Burkardkirche überragt ein 38m hoher Turm mit Kuppel und Laterne. Die Dorfkirche prägt die Silhouette des Marktes Obernbreit und birgt in ihrem Innern sehenswerte Kunstwerke, u.a. eine Bonifatiusskulptur (ca. 1500), den Hochaltar (1662), die Moseskanzel (1696) und den Taufstein (1635). Die Marienkirche, ein moderner Bau des Würzburger Diözesanbaumeisters Hans Schädel mit einem Kreuzweg von Karl Clobes, ist ein gelungenes, sehenswertes Beispiel des Kirchenbaus nach dem 2. Weltkrieg. Idyllisch im Steinbachtal, inmitten des Friedhofes, 300m südlich des Dorfes liegt die 1301 erstmals urkundlich erwähnte Hl. Kreuzkapelle mit sehenswerten Epitaphien aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
Die Oberbreiter Judengemeinde errichtete zur Mitte des 18. Jahrhunderts eine Synagoge mit Mikwe (Ritualbad), die bis 1911 benutzt wurde. Ab 2005 wurden Synagoge und Mikwe zu einem Ort des Erinnerns und Gedenkens umgestaltet.
Seit den 1980er Jahren wird in Obernbreit auch wieder Weinbau betrieben. Derzeit gibt es einen selbstvermarktenden Winzer sowie mehrere Nebenerwerbswinzer, die der Gebietswinzergenossenschaft Franken (GWF) zuliefern.