Die Mikwe in der ehemaligen Synagoge

Wie fast jede Synagoge hatte auch die Obernbreiter eine Mikwe. Es sind zwei schriftliche Quellen über deren Beschaffenheit bis jetzt bekannt: der Briefwechsel des Kitzinger Bezirksrabbiners und die Chronik der Familie Sänger. Am 4. April 1898 schreibt der Bezirksrabbiner Adler: „Die Synagoge ist sehr schön, das Ritualbad läßt zu wünschen übrig.“ Die Obernbreiter Gemeinde nimmt  sich den Hinweis offenbar zu Herzen und beseitigt die nicht näher bezeichneten Mängel. Für die Kosten möchte sie einen Zuschuss vom Landesverband.

Der Autor der Sängerchronik schreibt um 1925: „An der Ostseite ist das Höfchen. Von diesem aus führte eine Treppe zur Mikweh die gut eingerichtet war und auch einen Brunnen hatte. Die Einrichtung selbst habe ich noch nie gesehen, nur weiß ich, daß die Mikweh im Jahre 1895 neu renoviert wurde. Benutzt wurde sie nur selten. Heute liegt sie vergessen da und ich glaube, dass der jetzige Besitzer der Synagoge den Weg zu ihr noch nicht gefunden hat.“

Tatsächlich gab es um das Jahr 2000 nur vage Hinweise, dass „da unten“ (in der südwestlichen Kellerecke) eine „Judenschwemm“ sei. Zu sehen war nichts. Dort, wo heute im Keller der Schacht zur Mikwetreppe mit einem Gitterrost abgedeckt ist, schien der Boden wie im gesamten Keller aus gestampftem Lehm zu bestehen. Angeregt von dem Gerücht über die „Judenschwemm“ versuchte  ein Doktorand   direkt an der Wand entlang ein Loch in den vermeintlichen Lehmboden zu stoßen und eine Kamera hinunter zu lassen. Blind mit Fernauslöser gemachte Aufnahmen zeigten einen größeren Hohlraum, an dessen Grund  eine kleine Wasserstelle und ein paar erhaltene Treppenstufen.

An der Ostwand war eine zugemauerte Öffnung noch zu erkennen, von der man annahm, sie sei der von Sänger erwähnte Eingang zur Mikwe „vom Höfchen aus“. Hier begannen 2006 einige Mitglieder des Träger- und Fördervereins ehemalige Synagoge Obernbreit e.V. mit der Freilegung der Mikwe. Im Jahr 2007 erreichten die Ausgrabungsarbeiten das Tauchbecken. Das vorgefundene Grundwasser war verschlammt, aber nicht im geringsten brackig oder faulig.

Etwa 450 Stunden Arbeitszeit wurden für die reine Freilegung der Mikwe investiert. 100 weitere Stunden waren für die Vorbereitungsarbeiten -Säuberung des Kellers etc.- nötig. Mit dieser Tiefe – ca. 9 Meter unter dem Gebäude/45 originale Stufen – und diesem Erhaltungszustand ist die Obernbreiter Mikwe einmalig in Unterfranken.