Es war eine Exkursion in ihre eigene Historie: Ihre Vorfahren waren 1839 von Obernbreit nach Amerika ausgewandert. Bewunderung und Dankbarkeit waren ihre Empfindungen, die sie nach einer privaten Führung in der ehemaligen Synagoge ausdrückte.
Einen Einblick in ihr professionelles Schaffen zeigte Ms Franklin dann am Abend im Gymnasium Marktbreit vor knapp über 30 interessierten Zuhörern. Dieser Vortrag bildete den Kontrapunkt zu der vor einigen Wochen gezeigten Ausstellung in der ehemaligen Synagoge. Während dort am Beispiel der Familie Mosbacher die letztlich erfolglosen Bemühungen um Bürgschaften für die Ausreise gezeigt wurden, präsentierte sie hier Dokumente darüber, wie amerikanische Juden europäischen Flüchtlingen halfen. Sie vermittelte ihrem Publikum die Sichtweise und Motivation der Seite, die vom heutigen europäischen Standpunkt aus als hartherzige erscheint: Am Beispiel der Familien Lehman machte sie das Dilemma der Helfer klar: Diese Auswandererfamilien stammten aus sehr kinderreichen Elternhäusern, hatten daher an die 200 nähere oder weitere Verwandte in Deutschland, die sie trotz ihres enormen Engagements, nicht alle retten konnten. Daran gehindert wurden sie nicht nur dadurch, dass auch die reichen Familien nicht unbegrenzte Mittel einsetzen konnten, sondern auch dadurch, dass sie von offizieller Seite aufgefordert wurden, sich beim Einsatz für weitere Flüchtlinge zurückzuhalten, wie ein von Ms Franklin vorgezeigtes Dokument bewies.
Ein großes Handikap für deutsche Juden war auch, dass die USA während der Depression der 20er und 30er Jahre Quoten für Einwanderer aus europäischen Ländern festgelegt hatten, die sich nun vor allem für Deutsche negativ auswirkten, da bis zum Beginn des Krieges nur Deutsche vor den Verfolgern fliehen mussten und so die deutschen Quoten schnell erschöpft waren.
Es wurde deutlich, wie gesellschaftliche Abwehrreaktionen gegen Fremde, mutmaßliche Konkurrenten und das Ignorieren außerordentlicher Verhältnisse im Herkunftsland humanitäres Engagement erschwerten bis ganz verhinderten. Vor diesem Hintergrund wurden manche aus dem Auditorium nachdenklich angesichts der gegenwärtigen europäischen Einwanderungspolitik und der Akzeptanz von asylsuchenden Menschen in unserer Gesellschaft.