Der junge Wissenschaftler von der Uni Würzburg, Dr. Martin Fuß, referierte über “Der Islam – Einführung in sein Selbstverständnis“. Die rund 50 Teilnehmer erlebten einen hochkompetenten Kenner der Materie. Wissenschaftlich einwandfrei, aber ohne akademischen Formalismus, erklärte er, warum der Islam sich von den anderen Weltreligionen absetzt.
Die Problematik der Ausformung des Islams ergebe sich daraus, dass der Prophet nicht nur eine Religion, sondern auch ein Rechtssystem und eine Staatsphilosophie gründete. Aufgeschrieben wurde dies in einer arabischen Sprache des 7./8. Jahrhunderts und nur diese Textform ist verbindlich. Für eine authentische Auslegung fehle es aber an einer zentralen theologischen Autorität. Auf jeden Fall ist vieles, was heute im Namen des Islam geschieht, unislamisch. Kein gläubiger Moslem kommt nur dadurch ins Paradies, dass er als Märtyrer stirbt. Ein solches Versprechen würde dem Urteil Gottes vorgreifen. Ein Jihad ist kein heiliger Krieg, wenn er nicht ein Verteidigungskrieg ist. Eine Fatwa kann nur ein besonders geschulter Gelehrter nach reiflicher Abwägung aussprechen. Das berüchtigte, politisch motivierte Todesurteil gegen Missliebige ist unislamisch
In der anschließenden Diskussion konnte der Referent manches Vorurteil zurechtrücken oder dessen Inhalt historisch erklären, ohne etwas zu beschönigen, wie Frauenrechte, Ausbreitung des Islams und Leben von Muslimen in einem demokratisch verfassten westlichen Staat.
Niemand hat den Saal verlassen ohne die Erkenntnis, dass Islamisten den Begriff Islam missbrauchen und ihre Politik nicht zu dulden ist. Toleranz aber im Umgang mit friedlichen Muslimen geübt werden muss. Der Vortrag war ein Beitrag zu einem Ziel des Träger- und Fördervereins ehemalige Synagoge Obernbreit e.V., der seine Aktivitäten unter den Gedanken der Toleranz stellt.