Friedensarbeit im Nahen Osten- ein Thema in Obernbreit

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Kurz vor Beginn der Veranstaltung waren die rund 60 vorsorglich bereitgestellten Stühle im Bürgersaal des Rathauses Obernbreit besetzt. Für nicht wenige noch ankommende Besucher mussten weitere Sitzgelegenheiten herbeigeschafft werden. Die Veranstalter, der Träger- und Förderverein ehemalige Synagoge Obernbreit e.V. und das Forum Ziviler Friedensdienst e.V. freuten sich über das große Interesse von Bürgerinnen und Bürger aus Obernbreit und Umgebung. Die Friedensfachkraft, Frau Yeliz Tolan, stellte zunächst ihre Organisation vor, eben das Forum ziviler Friedensdienst, für das sie zwei Jahre in Jerusalem gearbeitet hat.

 

Richtig interessant für die aufgeschlossene Zuhörerschaft wurde es, als sie über ihre Arbeit im Nahen Osten berichtete: Beide Gesellschaften sind so von gegenseitigem Unverständnis, ja Hass geprägt, dass „normale“ Beziehungen noch nicht möglich sind. Bei Palästinensern ist „Normalisierer“ ein politisches Schimpfwort. Es bezeichnet jemanden, der mit Israelis redet und damit die Besatzungsmacht, als die Israel gesehen wird, anerkennt. Ein solches Etikett bedeutet das politische Aus für eine betreffende Person.
In diesem Dilemma stecken natürlich auch die Friedensfachkräfte, denn sie wollen ja gerade mit Mitgliedern beider Gesellschaften reden und gegenseitiges Verstehen ermöglichen. Obwohl sich die Situation für Frau Tolans Organisation gebessert hat und gemeinsame Seminare möglich sind, kommt es zwischen den Teilnehmern öfter zu heftigen Auseinandersetzungen mit gegenseitigem Anschreien und mit Tränen.

Schnelle Erfolge gibt es bei der Friedensarbeit nicht, es kann nichts von Außen übergestülpt werden. Wo Friede von der Gesellschaft nicht gewollt ist, ist Friedensarbeit sinnlos. Deshalb schließt Frau Tolans Organisation Projekte im Iran und mit der Hamas aus. Außerdem wären im Iran die „Ausländer“ gefährdet und mit der Hamas ist eine Zusammenarbeit politisch nicht möglich. Neben vielen Stiftungen, den Kirchen und weiteren Organisationen wird Frau Tolans Organisation auch vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung getragen.

Auf insistierende Nachfragen ist Frau Tolan bereit, eine Aussage zu machen über die Chancen eines Friedens zwischen Israel und den Palästinensern. Und die fällt nicht sehr positiv aus. Der Gazakrieg hat in beiden Lagern die Radikalen gestärkt. Trotzdem ist sie dafür, nicht aufzugeben. Schließlich ist ihre Organisation inzwischen in beiden Lagern akzeptiert. Und trotz der Rückschläge zeigt die Friedensarbeit aufs Ganze gesehen Fortschritte. Friedensarbeit ist erfolgreich, wenn sie nachhaltig ist. Schnelle Erfolge darf man nicht erwarten. So Frau Tolans Credo.
In anschließenden informellen Gesprächen ist Frau Tolan noch eine Stunde lang Mittelpunkt einer Traube von Fragestellern und Zuhörern.