Sag mir, wo . . . An die 50 Bürgerinnen und Bürger aus Marktbreit und Umgebung waren auf Einladung des Träger- und Fördervereins ehemalige Synagoge Obernbreit gekommen , um sich von der Stadtführerin, Ulrike Zink, die Häuser in Marktbreit zeigen zu lassen, in denen nachweislich Juden gewohnt haben.
War schon die schiere Anzahl der Gebäude beeindruckend, so zeigte erst die Erwerbstätigkeit ihrer Bewohner, wie entscheidend die wirtschaftliche Bedeutung der Handelsstadt ihnen zu verdanken war. Fast 30 einschlägige Unternehmen prägten das Image der Weinhandelsstadt Marktbreit. Neben ihrer Rolle im Kaffeehandel versorgten sie aus dem „Mittelzentrum“ Marktbreit heraus mit ihren Handwerksbetrieben und Läden das Umland.
Wer wird je verstehen, dass ausgerechnet hier unter dem späteren Gauleiter die antijüdische Hetze früh einsetzte und schließlich kumulierte in der reichseinheitlichen Vertreibung und Vernichtung.
Auch diese Seite sparte Frau Zink nicht aus, indem sie einige Schicksale nach Quellenlage bzw. Schilderung von Zeitzeugen vorstellte wie etwa das von Carola Bolley, die sich selbst tötete zum Schutz ihres christlichen Mannes, der sich sich nicht von ihr scheiden lassen wollte.
Fast zwei Stunden lang ging es bei wenig frühlingshaften Temperaturen im Zickzack durch das alte Marktbreit von einem interessanten Haus zum nächsten mit der jeweils passenden Hintergrundinformation informativer und emotionaler Art.
Einhelliges Urteil der Gäste über Konzeption und Präsentation: Sehr gut.
Wo sind sie geblieben? Von den 127 jüdischen Personen, die 1933 in Marktbreit lebten, kehrte nur eine Frau zurück. Wer nicht rechtzeitig auswandern konnte, wurde ermordet.
Über Gräber weht der Wind. Aber solche Veranstaltungen können der Erinnerung dienen an die ökonomische Bedeutung des jüdischen Bevölkerungsteils wie auch an die grausamen Folgen einer von Hass getriebenen rassen- und fremdenfeindlichen Politik.
Wo sie wohnten – wer sie waren – wo sie hinkamen
Führung News