Wie Nachrichten entstehen

Vortrag News

Manipulation der Leser durch Veröffentlichungen gibt es, seit es schriftliche Aufzeichnungen gibt. Auch falsche Nachrichten - fake news – als Mittel der Politik sind nicht neu. Neu ist, dass Gerüchte wie seriöse Nachrichten sich schnell und ungeprüft im Internet verbreiten können. Zu verstehen und einzuordnen, wie Informationen entstehen, wer prüft, was richtig ist, wer entscheidet, was in den großen Medien wie verbreitet wird, was geschieht im Internet, wird zunehmend wichtiger.

Klaus Ott, Mitglied des Rechercheteams der Süddeutschen Zeitung hat auf Einladung des Träger- und Fördervereins ehemalige Synagoge im Rathaus in Obernbreit in eindringlicher Weise dargestellt, wie seriöser Journalismus arbeitet. Er beschreibt seinen Arbeitsstil und den seiner Redaktion so: Neugierig sein, „viele Leute fragen, die vieles wissen. Aufsätze studieren, in denen Experten das jeweilige Arbeitsfeld bearbeiten. Viele Tausend Seiten Ermittlungsakten besorgen. Und dann, wie bei einem Puzzle, das aus Tausenden Teilen besteht, Stück für Stück alles zusammensetzen. Mit dem Rand anfangen und sich dann nach innen vorarbeiten, zum Kern, bis sich ein Bild ergibt, auch wenn das Jahre dauert“. Die Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten und Affären sei mühsam, aber nicht nervig, sondern spannend, habe auch „nichts zu tun mit einem rasenden Reporter, der atemlos den Ereignissen hinterherjagt; oder sich konspirativ zu dunkler Stunde an verborgenen Orten mit Informanten verabredet, die Sonnenbrille und Perücke tragen."  Stattdessen Treffen im Café oder im Büro mit Leuten, die dem Reporter vertrauen. Die ihm aus unterschiedlichsten Motiven etwas erzählen; ihn etwas lesen lassen.

Viel Arbeit? Ja. Geregelter Acht-Stunden-Bürotag? Nein. Aber mit dem Gefühl, dass der Job eher Leidenschaft als Beruf ist, eher Lust als Last, lässt sich gut arbeiten und leben.

Klaus Ott berichtete darüber hinaus auf Fragen aus dem Publikum, dass der Journalist nicht Richter sei, ob seine Arbeit zu einer Anklageerhebung diene liege nicht bei ihm. Auf Sparmaßnahmen der Printmedien angesprochen, war sein Statement: Auch die SZ muss sparen, daher fahren wir Redakteure nicht 1 Klasse und steigen nicht in teueren Hotels ab. Dafür wird nicht an der Gründlichkeit der Arbeit und dem Aufwand dafür gespart, weil es uns wichtig ist durch fundierte Artikel das Vertrauen der Leser zu erhalten.

Vertrauen für sich und seine Zeitung hat er sich jedenfalls in Obernbreit erworben.