Jahrhunderte alte Fresken in winzigen Kirchen zeigen Szenen aus dem Alten Testament und den Legenden von Heiligen. Unterlegt von Zitaten aus der Bibel interpretierte Christian Sappok die Darstellungen. Dabei erklärte er neben der theologischen Aussage detailliert die Technik der mittelalterlichen Freskenmalerei.
Nicht zurück ins Mittelalter, aber doch weit weg vom Komfort des urbanen und dörflichen Leben des 21. Jahrhunderts, führte Ursula Sappok, die den zweiten Teil des Vortrags übernommen hatte, ihr Publikum in Landesteile mit fast subsistenzwirtschaftlichen Verhältnissen. In den Bergsiedlungen, wo die Sappoks während eines Teils des Jahres wohnen, lebt man anspruchslos von dem, was die Natur bietet. Übertroffen wird dieser Lebensstil von der Bedürfnislosigkeit der Hirten in der kargen Region oberhalb der Baumgrenze, in einer Art Hochwüste. Dass ihre Schafe in den verstreuten spärlich bewachsenen Senken der öden Steinwüste überhaupt Nahrung finden, scheint ein Wunder zu sein. Ihre Lebensweise ist der unwirtlichen Natur angepasst. Ihre Schutzhütten bestehen nur aus kunstvoll aufgeschichteten Steinen ohne Verwendung von Holz oder Zement. In Städte oder größere Orte wollten sie nicht ziehen. Gründe dafür sind die starke emotionale Bindung an die Natur und ihre Heimat, aber auch die harte Wirklichkeit der hohen Arbeitslosigkeit in Griechenland.
Ihre Authentizität verdankten die Vorträge der Tatsache, dass Familie Sappok jedes Jahr lange Zeit das einfache Leben ohne jeden Komfort mit den Dorfbewohnern teilt und ihre Freundschaft gewonnen hat.
Für diejenigen, die Kreta schon besucht haben oder eine Reise dahin planen, war der Abend ein wichtiges und mit Interesse aufgenommenes Korrektiv zu dem, was Touristen bei einer Kurzvisite erleben können.
Von Hirten und Heiligen – und ihren Spuren im Westen Kretas
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