Die Besucher der Eröffnungsveranstaltung wurden von Josef Nusko und einem kleinen Chor unter Herrn Ullmann musikalisch eingestimmt. Während Nusko mit einem Lied des in die Emigration getriebenen Theodor Kramer an die Judenverfolgung der NS-Zeit erinnerte, schlug der kleine Chor mit dem Ghospel „Go down Moses“ den Bogen in die Vorgeschichte. Und mit dem als Kanon gesungenen Friedensgruß „Hevenu sholem aleichem“ stellten die Sänger den Bezug zur Gegenwart mit dem Wunsch nach Frieden im Nahen Osten her. Pfr. Walz verdeutlichte in seiner Einführung das Nachwirken der von den Schülerinnen und Schülern illustrierten Aussagen des alten Testaments in der Metaphorik unserer Sprache.
Bei den Illustrationen bewiesen die jungen Künstler beträchtliches Verständnis der biblischen Geschichten und deren Umsetzung in ihre Bildersprache. Stilistisch reichten die Formen von an romanische Kapitelle erinnernde naiv gegenständliche Darstellungen bis zur abstrakten Visualisierung des Tohuwabohus oder des göttlichen Befehls „Es werde Licht“. Leichter zu illustrieren waren die Träume Josefs und der Tanz ums goldene Kalb. Die Bilder von Paradies und Sündenfall lehnten sich deutlich an Gesehenes an. Mit einer erwähnenswerten Ausnahme: Ein Mädchen malte Adam, wie er eine „Räuberleiter“ machte, um Eva das Pflücken des Apfels vom Baum der Erkenntnis zu ermöglichen. Man könnte dies direkt als ein feministisches Manifest interpretieren, dass der Mann nicht das arglose Opfer war, sondern zum mindesten Beihilfe zum verbotenen Tun leistete. Die Darstellung Gottes bei der übergabe der Gebote am Berg Sinai meisterten einige, indem Moses die Tafeln aus einer Lichtquelle heraus entgegennimmt. In der Begegnung von David und Goliath gelang dem Maler die überzeugendste Lösung, der festhielt, wie Goliath, offenbar in Verkennung der Dimensionen, sein Wurfgerät weit über David hinaus schleudert, während der „Knabe“ aus nächster Nähe erfolgreich angreift.
Jedenfalls verrieten alle gezeigten Illustrationen, dass sich die Schülerinnen und Schüler ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt hatten und ihre Ergebnisse überzeugend in Bilder umsetzen können. Die ehemalige Synagoge erwies sich als adäquater Rahmen für die Ausstellung und der Träger- und Förderverein ehemalige Synagoge Obernbreit e.V. dankt den Lehrkräften des Gymnasiums Marktbreit, dass sie wieder dazu beigetragen haben, junge Menschen mit ihren Bildern und als Besucher in das 26o Jahre alte Gebäude zu bringen.
Foto eines der Kunstwerke