Spaß, Kreativität und tiefere Bedeutung

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Das hatte es in dem Mauern der 260 Jahre alten ehemaligen Synagoge in Obernbreit noch nicht gegeben. 86 Kinder der 3. und 4. Grundschulklassen und die Vorschulgruppe des Kindergartens trafen sich an fünf Tagen dort, um ein Kunstprojekt mit dem Motto „Räume öffnen“ zu realisieren.

Bevor sie jeweils an die „Arbeit“ gingen, ließen sie das Gebäude auf sich wirken und stiegen die 43 Stufen zur für sie irgendwie geheimnisvollen Mikwe hinab. Aber dann ließen sie ihrer Kreativität freien Lauf, nur behutsam geführt durch Walter Rosam, dem Leiter des Projekts.
Sein Part bestand nur darin, zu einer bestimmten Zeit eine Farbe an einer von ihm ausgesuchten Stelle auf die Leinwand zu schütten. Mit bloßen Füßen verteilten und vermischten die Kinder sie solange bis sie mit den verschiedenen Schattierungen der Grundierung zufrieden waren. Auf diesem Grund durften die Kinder nun selbst vom Projektleiter verteilte Farbtöne in weitem Schwung ausschütten oder fein mit schnippenden Fingern verteilen. Nicht nurdie Künstler selbst, sondern auch gelegentlich vorbeischauende Obernbreiter waren begeistert von den Ergebnissen.
Dass ein größerer Teil der Bevölkerung das Projekt außerhalb der ehemaligem Synagoge verfolgen konnte, dafür sorgten die Gruppen, die durch den Ort zogen, um an mehreren Stellen Frottagen anzufertigen. So öffneten sie Räume auch im übertragenen Sinn. Viele Erwachsene, die sonst mit zeitgenössischer Kunst wenig anfangen können, sahen, das, was die Kinder schufen, mit großer Offenheit. Die Gewinner des Projekts aber waren die Kinder. Fast für jedes Bildungsziel profitierten sie in diesen Tagen. Und trotz des Spaßes, den sie dabei hatten, betrachteten sie die Stunden, die sie in und um die Synagoge verbrachten nicht als Klamauk sondern als Gewinn. Und als Rosam versicherte, dass er allein solche Arbeiten nicht zustande bringen könnte, war dies kein billiger Motivationstrick und keine routinierte Lobhudelei, sondern Beweis dafür, dass durch das Projekt auch die soziale Kompetenz der Kinder gestärkt wurde.

Die fertigen Arbeiten bleiben in Obernbreit, im Kindergarten, im Rathaus, in der Grundschule in Marktbreit und in der ehemaligen Synagoge. Einem größeren Publikum werden sie erstmals am 13. September gezeigt, wo sie vom Schirmherrn des Projekts, dem Präsidenten des Bezirkstags von Unterfranken, Herrn Dotzel, übergeben werden.