Prominenter Besuch beim Träger- und Förderverein ehemalige Synagoge Obernbreit e.V.

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Prominenter Besuch beim Träger- und Förderverein ehemalige Synagoge Obernbreit e.V.
Sie "hetzt in dieser Woche von einem Termin zum nächsten, immer mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht." (Berliner Zeitung vom 15.02.2008). Die Stationen dieser "Hetze" sind München, Ravensbrück, Berlin und Obernbreit.
SIE ist Anita Leocádia Prestes, Professorin der Universität in Rio de Janeiro. Und warum kommt sie nach Obernbreit? Als Historikerin ist sie auf der Suche nach ihren Wurzeln. Sie ist die Tochter der berühmten Olga Benario und Urenkelin von Löb Benario, der am 14.12.1813 in Obernbreit geboren wurde. Sie hat eine nicht alltägliche Biographie: Geboren wurde sie im Frauengefängnis Barnimstraße in Berlin. Ihre Mutter, Olga Benario, war im 7. Monat schwanger, als sie als unerwünschte Ausländerin, Jüdin und Kommunistin 1936 von Brasilien nach Deutschland abgeschoben wurde. Von den Nazis wurde sie sofort verhaftet und ins Gefängnis eingeliefert. Anita wurde dort geboren, durfte 14 Monate bei ihrer Mutter bleiben, dann konnte ihre Großmutter väterlicherseits erreichen, dass das Baby zu ihr ausreisen durfte. Olga Benario wurde 1942 in der Gaskammer des KZ Bernburg ermordet.

Frau Prestes kam nach Obernbreit, um den Geburtsort ihres Vorfahren kennen zulernen. Sie besuchte die ehemalige Synagoge und das Haus, das der Bruder ihres Urgroßvaters 1843/44 erbaute und 1879 an Michael Saueracker verkaufte. Das Gebäude ist weitgehend im Originalzustand erhalten. Die jetzigen Besitzer, immer noch die Familie Saueracker, empfingen den Gast aus Brasilien herzlich und führten bescheidene Frau durch die Räume sämtlicher Stockwerke, was ein besonderes Erlebnis für die Historikerin bedeutete.

Gern hätte sie auch das Geburtshaus ihrer Ahnen besucht; dies war aber leider nicht mehr lokalisierbar. In der ehemaligen Synagoge, die sicher auch ihr Urgroßvater besucht hat, bewunderte sie vor allem die wieder frei gelegte Mikwe.

Zum Abschluss gab es trotz der Sprachbarriere noch interessante Gespräche bei einem Kaffee, wobei ihre Begleiterinnen aus München und Wolfratshausen als Dolmetscherinnen fungierten. Frau Prestes war überrascht, über den Bekanntheitsgrad ihrer Mutter in Obernbreit und bedankte sich dafür, dass sie die Möglichkeit hatte, einen, wenn auch unvollständigen, Blick in ihre Familiengeschichte zu tun. Als Gastgeschenk erhielt der Träger- und Förderverein ehemalige Synagoge Obernbreit e.V. von ihr die Erlaubnis, erhaltene Teile des Briefwechsels ihrer Eltern in einer Lesung öffentlich vorzustellen.