Moderne Kunst in alten Mauern

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Zum zweiten Mal haben der Träger- und Förderverein ehemalige Synagoge Obernbreit e.V. und Anton Kestel in die ehemalige Synagoge zu einer Ausstellung geladen. Bernd Brückner, 2. Vorsitzender des Vereins, eröffnete die Vernissage vor einer großen Anzahl von Freunden Kestels aus Politik (MdL Halbleib), Wirtschaft (Heinz Ruhl), der Kunstszene (Barbara Zell) und Vereinsmitgliedern.

Intuitive Prozessmalerei nennt Kestel seine Arbeitsweise. Die Besucher erleben nicht nur neue Arbeitstechniken, sondern auch die Aussagekraft ungewohnter Materialien von erstaunlicher Intensität. „Ich weiß zu Beginn meiner Bilder nur, welches Material ich einsetze. Die Strukturen und Flächen entstehen als Ausdruck meines Inneren. Ungeahnte Effekte entstehen. Meine Arbeiten sind damit nur bedingt kontrollierbar. Das Material bestimmt mit.“ (Anton Kestel)

Das klingt zunächst anspruchsvoll, ja sperrig. Aber der Raum scheint wie geschaffen, die Arbeiten zum Reden zu bringen und so erlebbar zu machen. Die düsteren Arbeiten der Reihe „Zarte Versteinerung" gehen eine Symbiose ein mit den 274 Jahre alten Mauern der ehemaligen Synagoge. Die Bilder sind bezeichnet etwa mit „Freiräume“ oder eben „Zarte Versteinerung“, die Skulpturen mit „Figur auf Steinsockel“, und lassen so Freiräume für die jeweilige eigene Rezeption der Betrachter. Nur eine Arbeit hat einen „richtigen“ Namen: eine sitzende schwarze Figur mit einer Friedenstaube im Schoß: "L'Espérence - die Hoffnung". Sie ist entstanden in den ersten Tagen nach dem russischen Überfall auf die Ukraine und ist hier positioniert vor dem 100 x 120 cm großen, einzigen farbintensiven Bild, „Freiräume 3“, an der Stelle, wo einst in der Synagoge der Toraschrein stand.

Angeregt von den ausgestellten Arbeiten und der Atmosphäre des Spätnachmittags in der ehemaligen Synagoge setzte ein Freund Kestels einen ungeplanten Akzent, indem er spontan sein Cello holte und ein Präludium von Johann Sebastian Bach spielte. Bis in den Abend hinein blieben die Gäste, um sich über die Arbeitsweise zu informieren, die Arbeiten zu interpretieren und zu diskutieren. Sie waren der Überzeugung, dass die ehemalige Synagoge der richtige Ort sei, Kestels Bilder und Skulpturen zu erleben und hoffen, dass noch viele Besucherinnen und Besucher diese Gelegenheit an den nächsten Wochenenden nutzen werden.

Ort: Ehemalige Synagoge Obernbreit, An der Synagoge 1 Obernbreit

Öffnungszeiten jeweils Samstag und Sonntag von 14°° bis 18°° Uhr am 13./14., 20./21. und 27./28. August 2022.