Jüdische Musik in der ehemaligen Synagoge Obernbreit

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Mit einer Auswahl aus ihrer Arbeit gab die Musikschule Marktbreit und Umgebung in der ehemaligen Synagoge Obernbreit ein hörenswertes Konzert.

Steffen Zeller, der Leiter der Musikschule, hatte ein für den „Ort des Erinnerns und der Begegnung“ hervorragend passendes Programm erarbeitet.

Klezmermusik sollte das Generalthema des Konzerts sein. Dass das Ensemble sich nicht streng daran hielt, machte den Abend zu einem einmaligen Erlebnis. Bereits bei seiner Einführung machte Zeller das Auditorium mit dem Motiv bekannt: Es ist toll, dass wieder jüdische Musik und jüdische Musiker gefragt sind und es ist traurig, dass man das Jüdischsein der Musiker betone, während Mitglieder anderer Konfessionen selbstverständlich nur als Musiker genannt werden. Daher sei es auch das Ziel der Musikschule und besonders dieses Abends, Stellung zu beziehen gegen Antsemitismus und für Toleranz.

Neben traditionellen Klezmerstücken, deren Autoren unbekannt sind, stellten die Musikerinnen und Musiker 12 Komponisten vor, deren Arbeiten oft bekannt, ihr Autorschaft aber vergessen ist.Ihre Geburtsjahrgänge reichten von 1808 bis 1955.

Eva Wanner, das jüngste Ensemblemitglied, spielte gekonnt ein Klavierstück, das von einem Schweizer Zeitgenossen eigens für junge Leute und deren Musik komponiert war. Fast alle anderen Autoren hatten als unerwünschte oder verfolgte Minderheiten in Russland, Ukraine und Deutschland gelebt und ihr Schicksal in ihren Kompositionen wie einst ihre Vorfahren in den Schtetln ausgedrückt, wie etwa in dem Cellosolo von David Popper. Zu allen Kompositionen erhielt das Publikum - den meisten unbekannte - Informationen. Wer wusste, dass Theodor W. Adorno auch Komponist war? Sein Klavierstück von 1934 wurde aufgeführt. „Bei mir bist du schein“ war ein auch in Deutschland bekannter Schlager, bis die Nazis entdeckten, dass der Autor Jude war und den Song verboten Natürlich durfte auch die Klavierversion von „Wenn ich einmal reich wär“ aus Anatevka nicht fehlen. Gesungen wurden Lieder von Friedrich Holländer, der nach dem Krieg zurückgekehrt war. Vier Zeilen aus seinem Lied „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ zeigen die Ambivalenz der Klezmermusik. „Jetzt gehe ich allein durch eine  große Stadt,/ Und ich weiß nicht, ob sie mich lieb hat./Ich schaue in die Stuben durch Tür und Fensterglas,/ Und ich warte und ich warte auf etwas.“

Mit seiner unaufgeregten Art, seinem Können und seinem Engagement gelang es dem Ensemble, eine Atmosphäre in der ehemaligen Synagoge zwischen sich und dem Publikum zu schaffen, wie man sie sonst vielleicht bei Kammerkonzerten fühlt. E s spielten keine abgehobenen Stars und im Auditorium saßen keine Musikkonsumenten. Beide verband die Betroffenheit durch das Dargebotene.

Zweifellos war dieser Abend ein Höhepunkt im Veranstaltungskalender des Vereins und eine hervorragende Werbung für die Arbeit der Musikschule. Der herzliche Beifall konnte die Dankbarkeit nur unzureichend ausdrücken.