Der am Hang gelegene von Bäumen überschattete Friedhof ist eine beeindruckende Anlage voll historischer Monumente, die teils dringend umfassender Maßnahmen zur Erhaltung bedürfen. Angelika Brosig ist die engagierte Kämpferin für diese selbstgewählte Aufgabe. Sie führte die Gruppe aus Obernbreit mit Sachverstand und Gespür für das Interesse ihrer Gäste durch das weite Areal. Sie stellte die Geschichte des „Gottesackers“ von der Anlage im 17. Jahrhundert bis zur Schändung im Dritten Reich und der geringen Anteilnahme an dessen Zustand bis in die jüngere Vergangenheit dar.
Beeindruckend war das Einzugsgebiet. Die Toten aus bis zu 30 km entfernten Dörfern wurden nach Schopfloch gebracht auf Wagen, die von Pferden gezogen wurden. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Bestattung binnen 24 Stunden stattfinden musste, bedeutete dies für die begleitende Trauergemeinde eine enorme Anstrengung. Frau Brosig räumte auch gleich auf mit den diskriminierenden Mythen um jüdische Bestattungsbräuche etwa, dass Juden stehend oder sitzend begraben wurden oder, dass die Trauergemeinde Jesus symbolisch steinige, weil sie beim Passieren des Sarges Steine hinter sich werfe. All dies gehe zurück auf Falschinterpretationen von Betrachtungen fremder Riten, so die Expertin.
Frau Brosig stellte ihren Gästen einzelne Steine im Detail vor. Die Auswahl traf sie nach Bekanntheitsgrad des/der Toten, nach Alter, Symbolik und Dringlichkeit der Sanierung. Ihr Sachwissen übermittelte sie vor allem in den drei ersten Kategorien, ihre Leidenschaft beim vierten Merkmal.
Im laufenden Jahr konnten auf Grund ihrer Initiative mit finanzieller Hilfe aus verschiedenen Quellen etwa 20 Steine restauriert werden. 25 sind für das nächste Jahr vorgemerkt, sie sind bereits mit roten Bändchen markiert. Außerdem ist im Herbst eine größere Aktion zusammen mit dem THW geplant: Ein Teil des Aufwuchses aus der Zeit seit 1938 muss entfernt werden, weil er für den Erhalt der Grabsteine hinderlich ist.
Die Gäste aus Obernbreit wünschen Frau Brosig viel Erfolg bei ihrem Einsatz und Gesundheit, dass sie ihre ehrenamtliche Tätigkeit noch lange durchhalten kann.