Belebte Stummfilme im Rahmen der Obernbreiter Rathaus Reihe

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Etwa 80 Gäste im Alter von sechs bis über 80 Jahren waren der Einladung des Träger- und Fördervereins ehemalige Synagoge Obernbreit e.V. zu einem Benefizkonzert ins Obernbreiter Rathaus gefolgt; und haben es nicht bereut. Denn Helge Barabas verzauberte mit der Vorführung von 17 Stummfilmen und seiner Begleitung auf dem Klavier sein Publikum. Da war vordergründig der Klamauk der Slapstickklassiker. Natürlich durfte der obligate Tortenwurf in das Gesicht des Mitspielers nicht fehlen, auch wenn es diesmal Eistkrem war. Der heldenhafte Hund fungierte als Bote beim Einsatz bei einer Flutkatastrophe, versuchte die Ketten zu durchbeißen, mit denen eine Frau an das Bahngleis gefesselt war, und holte schließlich den Bösewicht an den Rockschößen vom Baum. Es fehlte der trottelige Polizist ebenso wenig wie der rabiate Autofahrer oder die sexy Badenixe im wollenen Ganzkörperanzug.
Hinter den äußerlichkeiten faszinierte das technische Können von Regie und Kameraführung und die Brillanz der Schauspieler, die ohne Double arbeiteten und bei den wüsten, live gedrehten Prügelszenen sich nicht selten ernsthaft verletzten.
Aber schließlich wurden auch Botschaften transportiert.So zeigte das Filmchen “In and out of the 20th century“ die Euphorie, mit der man das technische Zeitalter begrüßte: Der durchorganisierte maschinelle Haushalt wird zwar nicht mit einer Funkmaus oder WLAN sondern mit Seilzügen gesteuert, mit denen man sich vollautomatisch wecken lassen, das Frühstück organisieren und die Hose anziehen kann. Am Ende lässt ein Ruck an einer der Kordeln das Bett in der Wand verschwinden, aus der ein Kamin mit brennendem Feuer ausfährt. Damals ein ironisch vorgetragenes Wunschbild, heute eher eine Schreckvision.
Wenn Stummfilme heute gezeigt werden, bekommen sie meist einen Soundtrack verpasst, um sie „verständlicher“ zu machen. Helge Barabas am Klavier zeigte, wie eine kongeniale Live-Musik den Blick stärker auf die Bilder lenken kann. Er verstand es, die Filmsequenzen quasi zu interpretieren, indem er sich zurücknahm, wo die Bildgestaltung dominierte und voll in die Tasten griff, wo ein Gag dies nahe legte.

Der Träger- und Förderverein ehemalige Synagoge Obernbreit e.V. bedankte sich bei Helge Barabas für das gelungene Benefizkonzert und bei den Gästen des Abends für ihren Besuch, mit dem sie den Verein unterstützten.