Anders, aber nicht fremd

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Zu einem Gespräch "Gegen das Fremdsein" hatte der Träger- und Förderverein ehemalige Synagoge Obernbreit e.V. den gläubigen Juden Alexander Shif in die ehemalige Synagoge eingeladen.

Anhand seiner Biographie stellte er seine Religion vor: Jude wird man durch die Geburt von einer jüdischen Frau und bleibt es sein Leben lang. Dass in seinem russischen Pass als Nationalität "Jude" steht, empfindet er nicht als Diskriminierung. Er lebt nach den Regeln der Thora (zum Beispiel koschere Speisevorschriften und Einhaltung des Sabbats), schätzt aber auch die Freiheit des Talmud, die Texte der Thora neu auszulegen, neu zu interpretieren, anzupassen an die Jahrhunderte. Dieser Spagat zwischen den Regeln der Thora und der Möglichkeit der Interpretation ist nicht nur sein persönliches Problem, sondern auch das der jüdischen Gemeinden, sofern sie nicht vollständig orthodox leben.

Persönlich fühlt er sich sicher in Deutschland, sieht aber Gefahren für die jüdische Gemeinde in Würzburg wegen der Altersstruktur der Mitglieder. Es gab nur wenige Fragen aus dem Publikum, da Herr Shif überzeugend die Wesensmerkmale des Judseins dargestellt hatte und alle fühlten, dass Anderssein nicht Fremdsein bedingt.Indem man den Anderen im Fremden versteht, erkennt man die Gemeinsamkeit, dass wir alle gleichwertige Menschen sind (nach Daniel Barenboim in SZ vom 14./15. 10. 2023). 

Einen erschreckenden Kontrast zu der Atmosphäre im Innern der ehemaligen Synagoge bildete die Tatsache, dass aufgrund der gegenwärtigen Gefährdungslage eine Polizeistreife anwesend sein musste.